Liebe Freunde des Rabenbaums,

Heute will ich mich mit einer Suchanzeige an Euch wenden, die ich Heute in der Onlineausgabe von Volksstimme .de gefunden habe.

Da diese Seite von vielen Rabenfreunden gelesen wird, ist vielleicht einer unter Euch, der den Raben Nathan gesehen hat, oder weiß, wo er sich aufhält. Das Ehepaar Helmecke wäre ganz sicher mehr als glücklich.

Der Rabe Nathan
Wilfried Helmecke mit Nathan (Foto : Privat)

 

Eine Familie aus dem Landkreis Halberstadt ruft zu einer ungewöhnlichen Suchaktion auf :
Wer findet Raben "Nathan"? Blaue Federn und Vorliebe für Sahneeis
Von Oliver Schlicht


Magdeburg. Die einen haben einen Dackel, andere schmusen mit dem Kätzchen. Tischlermeister Wilfried Helmecke aus Huy-Neinstedt bei Halberstadt hat einen Vogel. Und zwar einen richtig großen, einen Kolkraben. Dumm ist nur, seit knapp zwei Wochen wird " Nathan " vermisst. Die Familie ist verzweifelt.

Eigentlich schläft " Nathan " im Haus. In einem großen Käfi g mit Sitzstange. Tagsüber stromerte das zweijährige Bürschchen bislang rund um das abgelegene Haus der Helmeckes durch die Landschaft. Zu Fuß oder durch die Lüfte. Ein Flügel von " Nathan " wurde zwar gestutzt. Aber so drei, vier Kilometer täglich schafft das Tierchen trotzdem. Das ist auch so gewollt. Gestutzte Federn wachsen nach. So kehrt beim Vogel nach der jährlichen Mauser die Flugfähigkeit zurück.

" Nathan " ist zahm und kommt freiwillig immer wieder zu Herrchen nach Hause. Herrchen ist Wilfried Helmecke. Tischler und Rabenfan seit Kinderjahren. Vor zwei Jahren hat er sich einen lang gehegten Traum erfüllt und einen Kolkraben – streng nach Gesetz mit allen Papieren – von einem Züchter erworben. Zwei Jahre lang fl atterte " Nathan " täglich zur Tischlerei seines Herren, um ihn dort zu besuchen.

Im Auto zur Arbeit

" Oder er fuhr morgens mit dem Auto mit ", berichtet Ehefrau Isolde Helmecke. Sogar in den Urlaub nach Südfrankreich durfte " Nathan " mit. Alle zwei Stunden hat das Ehepaar Pause gemacht. Und " Nathan " rausgelassen. Gassi fl iegen. Da kam er immer wieder. Doch nun ist er weg. Ihr Mann sei völlig verzweifelt, berichtet Isolde. " So habe ich ihn in 30 Ehejahren nicht erlebt. "

Am Freitagabend, dem 3. März, erschien " Nathan " nicht zum Abendbrot. Im vergangenen Herbst war das schon einmal kurzzeitig passiert. Damals war das zutrauliche Tierchen von einem Finder eingesperrt worden. Nun ist er aber schon mehr als 14 Tage weg.

Das Radio hat berichtet, die Halberstädter Volksstimme auch. Ohne Erfolg. In Barleben ( Ohrekreis ) soll er am 8. und 9. März vor einer Fleischerei gesehen worden sein. " Wir sind gleich hingefahren, aber " Nathan " konnten wir nicht fi n- den ", so Isolde Helmecke. Ihre schlimmste Befürchtung ist, dass jemand ihn einfängt und dauerhaft gefangen hält. " Er ist in Freiheit aufgewachsen. Ein Leben im Käfi g würde ihn umbringen. " Und dann auch noch diese ganze Vogelgrippe-Angst unter den Menschen. " Vielleicht glaubt ja jemand, der Rabe hätte H 5 N 1, nur weil er so zutraulich ist. "

Vielleicht wollte " Nathan " einfach nur in Freiheit leben ? Das glauben die Helmeckes nicht. Schließlich ist Fressen seine absolute Lieblingsbeschäftigung. Und in Huy-Neinstedt war sein Tisch immer reich gedeckt. Bliebe noch die andere Lieblingsbeschäftigung nicht nur von Vögeln. Isolde Helmecke schüttelt den Kopf. Eine Freundin kann er auch nicht gefunden haben. " Kolkraben erreichen erst nach vier bis fünf Jahren ihre Geschlechtsreife. " Eine Art " Junggesellenrunde " könne sie sich dagegen schon eher vorstellen. Es gebe im Landkreis Halberstadt durchaus wieder eine kleine Population dieser geschützten Tiere.

Fliegt der Rabe nun mit ein paar Kumpels um die Häuser in Sachsen-Anhalt ? So von Stadt zu Stadt, mal gucken, was für " Küken " unterwegs sind ?

" Eher schon von Gartensiedlung zu Gartensiedlung ", glaubt " Rabenmutter " Isolde. " Nathan " plündert gern. Bei ihrer Nachbarin hat er schon Tomaten " geernet ". Auch Radieschenbeete durchfl ügt er mit großer Leidenschaft. " Wir haben inzwischen den Garten eingesperrt, damit der Vogel frei umherfliegen kann. " Und das macht er wirklich gern. Wenn der Jäger im Wald die Rehe mit Kartoffeln füttert, saß " Nathan " bislang immer mit am Tisch.

Auf Märkten präsentiert

Am liebsten mag der Kolkrabe aber Speiseeis – mit Sprühsahne. Isolde Helmecke : " Ansonsten wird er von uns aber wirklich artgerecht ernährt. " Herrchen Wilfried Helmecke hatte " Nathan " schon auf vielen Märkten und Volksfesten präsentiert. Der Kolkrabe hat da gern mal die ein oder andere Eiskugel stibitzt. Bei den Kindern hatte das kaum Empörung, sondern mehr helle Freude ausgelöst.

Wenn demnächst irgendwo ein gewaltiger Rabe vor einer Eisdiele sitzt, deutet dies also eindeutig auf " Nathan " hin. Weitere Kennzeichen sind seine ungewöhnliche Größe. " Er kommt auf eine Flügelspannweite von etwa 80 Zentimeter ", schätzt Isolde Helmecke. Sein Federkleid ist blau-schwarz gefärbt, sein Schnabel schwarz.

Kolkraben haben – im Unterschied zu Krähen – einen großen, kantigen Schnabel mit hohem Rist. Sie sind hervorragende Flieger und gute Segler. Die Vögel – die sich übrigens als sorgenvolle Eltern beide gemeinsam um die Aufzucht des Nachwuchses kümmern – gelten als lebenslang partnertreu und können bis zu 70 Jahre alt werden. Dank strenger Schutzmaßnahmen ist ihr Bestand heute wieder im Aufwind. In Deutschland kommt der Rabe bisher aber nur in Schleswig-Holstein und in den Alpen in größeren Beständen vor.

" Nathan " ist also etwas Besonderes. Wer den Burschen in seinem Schrebergarten zu Gast hatte oder ihn – vielleicht mit Sprühsahne am Schnabel ? – im Vorbeiflug sichtet, möchte sich bitte bei den Helmeckes ( Telefon 039 42-22 14 oder Funk 0170-814 42 14 ) melden. Der herzliche Dank der Familie ist jedem Hinweisgeber gewiss.
 

 
ZurückWeiter
Der Rabenbaum  |  webmaster@rabenbaum.com